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Autorenbildcomevis

Die Geräusche unserer Erde - Klangökologie

Aktualisiert: 16. Nov. 2021

Hören ist wie Atmen. Nie zuvor wurden unsere Ohren mit so vielen Geräuschen überflutet.

Wir brauchen Klänge für unsere Gesundheit.

Unser Körper ist für die absolute Stille nicht gemacht. Doch zu viel Lärm ist schädlich…


Mehr infos zum Thema finden Sie auf unserer Acoustic Ecology Website.


Alles begann mit einem Unfall im Jahre 1992. Zwischen den Inseln Gran Canaria und Teneriffa war ein Schnellboot mit einem Wal zusammengestoßen, ein Passagier kam ums Leben. Es blieb jedoch nicht bei diesem Vorfall. Die Kollisionen häuften sich - meist mit tödlichem Ausgang für die Wale.

Warum wichen die Wale nicht aus?


Die Schifffahrtsgesellschaft Trasmediterránea gab eine Studie in Auftrag. Zwei Jahre sollte das Projekt dauern, zwölf Jahre wurden daraus.


Es zeigte sich: Durch Unterwasserlärm waren die Wale taub geworden, darum hatten sie selbst den lauten Schnellbooten nicht ausweichen können.


Ein akustisches Trauma hatte die Tiere ihr Leben gekostet. Genau zwischen Gran Canaria und Teneriffa, wo Meerestiefen von bis zu 6000 Metern den Tieren ein nahrungsreiches Habitat voller mikroskopischer Organismen bieten, verläuft auch die meistbefahrene Schifffahrtsroute der Region.



Der Ozean – eine menschengemachte “Diskothek“?


Seit mehr als 80 Jahren “verschmutzt“ der Mensch das Meer mit Lärm, ohne es zu wissen. Das Leben von Walen hängt von den Informationen ab, die der Schall unter Wasser trägt.

Der Pottwal jagt zum Beispiel bevorzugt Fische oder Tintenfische, die nicht im dicksten “Schalldickicht“ schwimmen, sondern in ruhigeren Wasserbereichen, wo es wenige Störechos gibt.


Hat er eine Beute anvisiert, beschallt er sie mit schnellem Klicken. Im Dunkel der Meerestiefe funktionieren ihre Rufe und das Klicken wie akustische Fühler. Der Schall verrät dem Wal, wie seine Beute beschaffen ist, wo sie schwimmt, wohin sie sich bewegt. Weil die großen Tiere nicht so wendig sind, müssen sie ihre Klicklaute aus relativ weiter Entfernung aussenden, aus einer Distanz, die etwa dem Dreifachen ihrer Körperlänge entspricht. Nur so haben sie ausreichend Zeit, um ihre Bewegungen vorauszuplanen und ihre Beute zu erwischen.


Das Wasser ist nicht nur das Lebenselement der Tiere, es ist auch ihr einziger Kommunikationskanal. Mit ihren Gesängen halten die Meeressäuger über den halben Ozean hinweg Kontakt zu Artgenossen, in der Gruppe selbst hilft eine komplexe Lautkommunikation, familiäre Beziehungen zu pflegen.


Doch der Lärm von Schiffsmotoren, Windkraftanlagen, Eisbrechern, Öl- und -Gasförderanlagen, von militärischen Sonargeräten und Unterwassersprengungen beschallt den Ozean auf noch nie da gewesene Weise. Die ohrenbetäubende Geräuschkulisse überlagert die Kommunikation von Walen und Robben und die der gesamten Unterwasserwelt.


Keiner unserer Sinne verbindet die Lebewesen auf dem Planeten mehr als das Hören. Alle Lebewesen teilen den Hörsinn, einschließlich der Wirbellosen und der Pflanzenwelt, die auf die Vibrationen reagieren. Wenn wir diesen Kanal stören, sterben nicht nur die Meeressäuger, sondern das ganze Ökosystem gerät aus dem Gleichgewicht.


Die Bedeutung von Klanglandschaften und Soundscapes


Auch ohne die Menschen wäre es im Ozean nicht still. Die Natur selbst erzeugt Geräusche. Fische grunzen, klopfen, Krustentiere klappern oder kratzen und der Klang von Wind und Wellen interagiert mit den Strukturen am Meeresgrund.


So erzeugen alle Ökosysteme ihre eigenen Soundscapes (Geräuschkulissen), ihre spezielle Mischung von Geräuschen, Klängen und Tönen.



Die enorme Wichtigkeit, die der Unterwasserschall für das Leben unter Wasser hat, ist für die Menschen immer noch relativ neu.


Am Klang eines Korallenriffs wirken die unterschiedlichsten Lebewesen mit. Selbst Korallen produzieren Laute bei der Fotosynthese. Wale und Korallenriffs sind eng miteinander verbunden. Die riesigen Klanglandschaften der Korallenriffe helfen den Meeressäugern, sich zu orientieren und sicher zu navigieren. Im Gegenzug »düngen« die Wale das Riff mit Nährstoffen aus dem tiefen Ozean.


“Singende“ Eisberge


Erst vor 30 Jahren wurden Forscherinnen und Forscher darauf aufmerksam, dass der menschengemachte Schall die gesamte Unterwasserwelt durchdringt. Nur langsam wird deutlich, wie sehr er die Ökosysteme schädigt. In den letzten zehn Jahren sind 66 Prozent der Ozeane zunehmenden Mehrfachbelastungen ausgesetzt worden.


Nur noch drei Prozent des Ozeans gelten heutzutage als frei von menschlichem Druck.

Wer wissen will, wie sich die Ozeane einst anhörten, muss seine Mikrofone in den Polarmeeren versenken. Dort schützt das Eis noch vor der akustischen Kontamination. Dort gibt es noch eine unglaubliche Vielfalt an Klängen und singende Eisberge. Doch in fünf bis zehn Jahren werden die Polkappen so weit abgeschmolzen sein, dass der Lärm der Schiffe und der Industrie auch dorthin vordringen wird.




Stephan Vincent Nölke

Geschäftsführer | CEO


„Vor allem die akustische Nachhaltigkeit und gesunde Klänge sind heutzutage das A und O.

Unser täglicher Ansporn ist das Streben nach einer gesunden Klangökologie für alle Menschen. Ihre Marke sollte nachhaltig klingen. Stiller Wohlklang tut uns einfach gut.“



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